Dank ganzheitlicher Betrachtung immer einen Schritt voraus
Langfristige Werterhaltungsstrategien und Senkung des Ressourcenverbrauchs stellen besonders kleinere Gemeinden vor Herausforderungen. Erfolgsfaktoren sind das digitale Inventarisieren nach dem Prinzip der Lebenszykluskosten, Materialpässe, die neue Vergabekultur und insbesondere eine gesamtheitliche Betrachtungsweise.
Die usic setzt sich bereits seit Langem für mehr Ressourceneffizienz und für eine weitsichtige Werterhaltungsstrategie bei Infrastrukturen ein. Die Fachgruppe Mobilität und Infrastruktur, unter dem Vorsitz von Pierre Epars, BG Ingénieurs Conseils, hat nun beide Anliegen in einem im Dezember publizierten Positionspapier verknüpft.
Milizsystem und Budgetbeschränkungen als Herausforderung
Der Wiederbeschaffungswert aller Schweizer Infrastrukturen beläuft sich auf rund eine Billion Franken. Ein grosser Teil der betroffenen Infrastrukturen liegen im Hoheitsgebiet der Gemeinden. Knappe Budgets und Milizverwaltungen sind wesentliche Herausforderungen bei der Bewältigung der Instandhaltungsaufgaben. Umso wichtiger ist eine ganzheitliche Betrachtungsweise, unterstützt durch digitale Instrumente.
Lebenszykluskostenbetrachtung mittels digitalem Zwilling
Drei Elemente sind dabei für eine weitsichtige Werterhaltungsstrategie von Bedeutung. Erstens die konsequente Ermittlung der Lebenszykluskosten. Je genauer die Inventarisierung nach Lebensdauer und Kosten erfolgt, desto präziser kann auch der Wiederbeschaffungsprozess geplant werden. Als erklärtes Ziel stehen hier die Schaffung eines Digitalen Zwillings sowie eine rollende Planung auf Basis des Ist-Zustandes. Dadurch können anschliessend die Verwaltungsaufwendungen gesenkt werden.
Materialpässe informieren über Wiederverwertung und Rezyklierbarkeit
Zweitens müssen Infrastrukturen auf deren Ressourceneffizienz hin geprüft und der Materialverbrauch konsequent gesenkt werden. Welche Materialien lassen sich rezyklieren, welche können wieder verwendet werden? Besonders bei neuen Bauteilen kann hier der Einsatz von Materialpässen (z.B. Madaster) einen wesentlichen Beitrag leisten.
Spielraum des revidierten Vergaberechts nutzen
Drittens ist mit dem Inkrafttreten des revidierten Beschaffungsrechts nun ein Instrument vorhanden, welches den Fokus noch stärker auf die Nachhaltigkeit als Vergabekriterium legt. Dies gibt den gewillten Behörden mehr Spielraum, um wirtschaftlich, gesellschaftlich und ökologisch nachhaltig Leistungen zu beschaffen.
Weiterbildung zur gesamtheitlichen Betrachtungsweise
Sämtliche oben erwähnten Aspekte sind in der Branche weitgehend bekannt und bewährt. Besonders auf Gemeindeebene liegt deshalb die Herausforderung darin, auf sämtlichen Ebenen der mit der Wiederbeschaffung betrauten Stellen die Kompetenz für eine gesamtheitliche und langfristige Betrachtungsweise zu fördern. Dafür muss die Schulung in den Bereichen Digitalisierung, Beschaffung und Lebenszykluskosten intensiviert werden.