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Mut trainieren, Ängste ablegen: die Young Professionals gingen Eisbaden!

Events Innovation Unternehmen Sonntag, 3. März 2019

Die Digitalisierung schreitet weiter voran, niemand kann voraussagen, wie die Welt von morgen oder übermorgen aussehen wird und welche Branchen oder Unternehmen profitieren und welche verlieren werden.

Klar ist indessen: Wer sich in diesen Zeiten von Ängsten leiten lässt, hat bereits verloren. Wichtig sind eine proaktive Haltung sowie ein Unternehmensgeist, der Kreativität fördert. Doch wie können Kreativität und eine gesunde Risikobereitschaft gefördert werden? Die Neurologie bietet dabei viele Anhaltspunkte. Repetition und Gewohnheit sind wichtig, weil Neues sehr viel Energie verbraucht. Gleichzeitig stellt sich bei zu viel Repetition schnell ein Gewöhnungseffekt ein, das Gehirn arbeitet immer langsamer. Vertrautheit macht gleichgültig, deshalb muss das Ziel der kreativen Zusammenarbeit sein, der Wiederholung immer mal wieder zu entkommen, Optionen zu schaffen und funktionierende Abläufe zu stören. Dies kann mit einfachen strukturellen Elementen geschaffen werden, indem beispielsweise immer mal wieder Büros getauscht werden, Spielecken und Chill-Räume eingebaut oder dissoziative Methoden angewendet werden. Auch neue Inhalte fördern die Kreativität.

Mal was Neues ausprobieren!

Für die usic bedeutet dies, dass nicht jeder Anlass mit dem Ingenieurwesen zu tun haben muss. Mal was Neues hören und versuchen, tut auch den Mitarbeitenden der usic Mitgliedsunternehmungen gut. Passend zur Phase der Umbrüche stellte sich die usic dem Thema „Ängste“ aus neurologischer Perspektive und ging mit den Young Professionals nach einem anregenden und spannenden Vortrag des Neurologen Dr. Martin Inderbitzin Eisbaden. Ziel dabei war, eine mutige Erfahrung zu schaffen, in welcher die Young Professionals nicht von Ängsten geleitet wurden.

Interview mit Martin Inderbitzin

Was passiert im Körper einer Person, die Stress hat?

Wir sprechen grundsätzlich von zwei verschiedenen Arten von Stress, welche sich unterschiedlich im Köper manifestieren: Positiver Stress, auch Eustress genannt, und negativer Stress oder Distress.

Positiven Stress erleben wir zum Beispiel, wenn wir ein bisschen zu schnell die Skipiste runter rasen. Es fühlt sich aufregend an und erhöht sowohl unsere mentale wie auch physische Leistungsfähigkeit.

Negativer Stress löst im Körper gerade das Gegenteil aus. Wenn wir beispielsweise auf einer schwarzen Skipiste landen und plötzlich vor einem angsteinflössenden Hang stehen. Da werden die Beine weich und klar denken geht gar nicht mehr. Spannend hierbei ist, dass in beiden Situationen die gleichen Hormone ausgeschüttet werden, nur in unterschiedlicher Quantität.

Beim Distress sprechen wir zudem oft vom sogenannten chronischen Stress. Dieser kann sehr gravierende, negative Effekte für unsere Gesundheit haben wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Probleme oder Burn-out.

Inwiefern hängen Stress und Angst zusammen?

Stress und Angst hängen sehr eng zusammen. So lösen Ängste oft Stressreaktionen aus und umgekehrt kann Stress uns ängstlich stimmen. Wenn wir zum Beispiel zu wenig geschlafen haben, fühlen wir uns viel schneller überfordert.

Gibt es individuelle Veranlagungen für Stress und Angst?

Ja, es gibt tatsächlich genetische Veranlagungen, wie wir mit Stress und Angst umgehen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Extremkletterer Alex Honnold, welcher 2017 ohne Seil die 900 Meter hohe Felswand des El Capitan erklommen hat. Bei einer MRI-Untersuchung hat sich gezeigt, dass sein Hirn Angst anders prozessiert als jenes von normalen Menschen.

Neben der genetischen Veranlagung können aber auch traumatische Erlebnisse einen Einfluss auf unsere Stress-Veranlagung haben. Ein frühkindliches Trauma kann wie man weiss nachhaltig unsere Gen-Expression verändern und dazu führen, dass wir später im Leben ein erhöhtes Depressionsrisiko haben.

Was bedeutet es für Körper und Psyche, wenn ein Mensch dauernd unter Strom steht?

Chronischer Stress ist sehr schädlich für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Das Gefährliche dabei ist, dass sich die negativen Effekte langsam akkumulieren und wir es oft nicht merken. Oder erst, wenn wir das Burn-out bereits haben oder mit einem Herzinfarkt in der Ambulanz liegen.

Inwiefern hängen Körper und Psyche zusammen?

Körper und Psyche sind wie der Resonanzköper einer Gitarre und deren Saiten. So kann ich zum Beispiel eine Saite zupfen und damit den Körper in Schwingung versetzen. Oder umgekehrt den Körper anklopfen oder dämpfen und damit die Schwingungen der Saite beeinflussen.

Unsere Psyche und unser Körper funktionieren genau gleich: Je nachdem, welches Lied ich in meinem Kopf spiele, füllt sich der Körper mit einer gewissen Vibration. Und umgekehrt kann ich meinen Körper bewegen oder beruhigen und damit meine Psyche beeinflussen.

Kann man über mentales Training Einfluss auf das körperliche Stresslevel nehmen?

Ja, das kann man sehr wohl und es ist gar nicht so schwierig. Oft reichen bereits fünf Minuten aus, um einen ersten positiven Effekt zu spüren. Ob man dabei meditiert, eine Fokus-Übung macht oder eine andere gängige Technik wählt, ist nicht entscheidend. Wichtig ist, dass man sich bewusst Zeit nimmt und die Intervention an einem Ort macht, wo man sich wohl fühlt. Gerade am Anfang kann sich mentales Training «komisch» anfühlen. Ich rate deshalb immer, dass man einfach einmal ein paar Techniken ausprobiert und dann selber schaut, was sich richtig anfühlt.

Kann man über körperliches Training Einfluss auf das Stresslevel nehmen?

Auf jeden Fall. Sport oder physische Aktivitäten wie Spazieren oder Yoga können sehr viel dazu beitragen, Stress abzubauen. Oft werden dabei die Durchblutung angeregt und der Körper mit frischem Sauerstoff versorgt. Beides ist sehr hilfreich bei der Stressbewältigung. Wie beim mentalen Training ist die Wahl der Methode sekundär. Viel wichtiger ist, dass man Freude hat, den Körper zu bewegen und einmal richtig durchzuatmen.

Dr. Martin Inderbitzin

Dr. Martin Inderbitzin studierte Neurobiologie an der ETH Zürich und machte sein PhD in Neurowissenschaften an der UPF Barcelona. Er dissertierte zum Themenfeld Stress und Emotionen und wie diese das Lernen und Verhalten beeinflussen.

Seine Karriereträume wurden zerstört, als bei ihm Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert wurde. Noch während der Behandlung hat er sich für einen Triathlon angemeldet, obwohl er diesen Sport vorher noch nie ausgeübt hatte.

Heute setzt er seine Zeit dazu ein zu verstehen, wie unser Mindset unser Handeln und dessen Gründe beeinflusst. Zwar wissen viele Menschen, was zu tun ist, aber nur wenige tun es. Warum ist das so? Warum hadern viele? Und was können wir von erfolgreichen Menschen lernen? Diese Fragen stehen im Zentrum von Martin Inderbitzins Arbeit. Er untersucht, wie das Hirn seine eigene Geschichte erzählt und mit welchen Instrumenten und Tricks dieser Prozess beeinflusst werden kann.

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