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«rethink_ing ist eine offene Austauschplattform ohne Tabus»

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Interview mit Pierre Epars, Bauingenieur, CEO von BG Ingénieurs Conseils SA und Initiator von rethink_ing

Die usic hat eine Denkfabrik zum Umdenken eingerichtet. Wer braucht es mehr: die usic oder alle?

Die usic ist unser Arbeitgeber-Dachverband. Nicht die usic sondern eher die Ingenieure und erst recht die Gesellschaft brauchen einen Think Tank. Die Aufgabe der usic ist es, die notwendigen Impulse zu geben, um die aussergewöhnliche Welt des Ingenieurwesens zu verbessern. Es vergeht kein Tag, an dem nicht über die Umwelt gesprochen wird, leider mit einer immer gleichen Feststellung: Es ist höchste Zeit, unseren Lebensstil zu überdenken, um unsere für das Leben unverzichtbare Umwelt zu schonen. Wer könnte besser als die Ingenieure – die fast alles entwickeln und realisieren, was unsere Gesellschaft produziert – sich die Welt von morgen mit all dem Pragmatismus vorstellen, der Teil unserer Kultur ist? Ingenieure und die Gesellschaft müssen einen Schritt nach vorne machen, um einige der Elemente dieser neuen Gesellschaft zu skizzieren.

Was soll mithilfe von rethink_ing passieren?

rethink_ing ist eine Plattform für einen offenen Austausch ohne Tabus und ohne Grenzen, auf der Ideen debattiert werden und aus der starke Visionen zu gewählten Themen hervorgehen. Wir müssen in der Lage sein, ohne politische oder wirtschaftliche Zwänge zu denken und dabei insbesondere die sozialen, ökologischen und technologischen Aspekte zu berücksichtigen. Ich erwarte grosse Nachahmung und vor allem die Fähigkeit aller, die operative Ebene verlassen zu können, um die Visionsebene zu erreichen – ohne jedoch die Fähigkeit zu verlieren, Realismus statt Träume vorzuschlagen. Es ist vorwiegend ein Prozess der Kreativität und des Lernens, der umgesetzt werden soll, um nicht in die Falle der schnellen und vorgefassten Ideen zu tappen.

Wer arbeitet bei rethink_ing und warum?

Ich würde in diesem Fall nicht von Arbeit sprechen: es ist für mich und hoffentlich auch für alle ein Privileg, über den Tellerrand hinausschauen zu können. rethink_ing besteht aus einer Kerngruppe im Sinne einer Lenkungsgruppe, deren Mitglieder mehrheitlich aus den usic-Gremien kommen, und einem etwa 15-köpfigen Beirat, der sich aus Spezialisten der behandelten Themen zusammensetzt und durch seine Vielfalt eine breite Repräsentation der Gesellschaft garantiert. Der Erstellungsprozess wird gesteuert von Katrin Muff, Consultant & Professor of Practice in Sustainability & Leadership an der LUISS Business School, während der Think Tank vom mir selbst als Initiator des Projekts geleitet wird – eine Position, die der Beirat mir anvertraut hat.

Die Kerngruppe wählt die Schwerpunktthemen aus, unterstützt den Erstellungsprozess und fungiert als Sparringspartner für den Initiator. Der Beirat wird dann zu den gewählten Themen Visionen und Lösungsvorschläge entwickeln.

Was sind die vorrangigen Themen?

Die Nachhaltigkeitsthemen sind sehr gut in den 17 UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) zusammengefasst. Die beiden Schwerpunktthemen wurden durch den Querverweis auf die UN-SDGs, Megatrends und die Einflussbereiche des Ingenieurs ausgewählt. Diese beiden Themen sind:

  • Nachhaltige Städte
  • Klimaneutrale Infrastruktur und/oder Mobilität

Für wen sind diese Themen wichtig und warum?

Diese Themen betreffen die Gesellschaft im Allgemeinen, die Politik, die Wirtschaft sowie die Ingenieurswelt und insbesondere – aber nicht nur – junge Menschen. Diese Themen sind wichtig, weil jede soziale oder technologische Entwicklung starke Auswirkungen auf unsere Umwelt hat. Diese Entwicklungen müssen gesellschaftlich akzeptabel und akzeptiert, technisch realistisch sowie machbar als auch in der politischen Agenda der Parteien vertretbar sein. Wasser, Energie, Abfall, Territorium, Luftverschmutzung, Biodiversität, all diese starke Themen unserer Umwelt sind sehr eng mit den beiden oben erwähnten Thematiken verbunden.

Was passiert mit den Ergebnissen des Think Tanks?

Wenn wir den Anspruch haben, innovativ und kreativ zu sein, müssen wir auch in Bezug auf die Kommunikation innovativ und kreativ sein. Die Visionen und Lösungsvorschläge sollen innerhalb der Ingenieurswelt aber vor allem nach aussen breit kommuniziert werden, um das Bild des Ingenieurs neu zu orientieren und diese Fähigkeit zu zeigen, die er hat, nicht nur zu tun sondern auch sich zu vorstellen und sich zu projizieren.

Was ist die Rolle der Kerngruppe?

Wie ein Verwaltungsrat hat sie dieses Projekt in seinen verschiedenen Aspekten validiert: Positionierung, Strategie, Organisation und Finanzierung. Zudem wird sie ihre Zustimmung zur Kommunikation der Ergebnisse des Think Tanks geben.

Warum ist dieses Umdenken für die usic wichtig?

Ein Arbeitgeberverband hat die Pflicht, den Beruf zu verteidigen, aber auch seine Mitglieder auf eine Positionierung, eine Vision des Berufs zu versammeln. Es ist zwar unbestreitbar, dass wir für unsere Rahmenbedingungen, für die Qualität der Ausbildung kämpfen müssen. Doch dürfen wir das Bild dieses Berufs nicht vergessen, das ihm den Respekt und die Attraktivität verleiht, die wir zu Recht von Berufen erwarten dürfen, die unsere Umwelt gestalten und das Funktionieren der Gesellschaft ermöglichen.

Dieses Projekt ist also notwendig, um das Bild des Ingenieurs, der zu oft in der Rolle des «Machers» gefangen ist, neu zu positionieren und durch dieses neue Image die Reihen unserer Mitglieder zu schliessen und diejenigen, die zögern würden, anzuregen, diesen Beruf zu ergreifen.

Was sind die geplanten Schritte für 2021?

Der Beirat wird Ende Januar 2021 mit einem Kick-Off Meeting, der den Beginn dieses Projekts offiziell machen wird, abgeschlossen sein. In diesem ersten Workshop werden die Themen vorgestellt und die Arbeitsmethode festgelegt. Es wird auch entschieden, ob die beiden Themen parallel oder nacheinander bearbeitet werden sollen. Der usic-Vorstand erwartet, dass die Vorschläge bis Ende 2021 eingereicht werden.

Wie profitieren unsere Mitglieder von rethink_ing?

Von diesem Projekt werden direkte und indirekte Vorteile erwartet. Zunächst einmal direkt durch die vorrangige Kommunikation unserer Mitglieder über die Entwicklung des Prozesses und seiner Ergebnisse. Indirekt durch das Image und den Ruf der usic, die gestärkt werden. Dieses Projekt ist ein Beitrag zur Attraktivität unserer Berufe, da wir einen Mangel an Ingenieuren haben. Die Politik wird sich – so hoffe ich – häufiger an Ingenieure wenden, um prospektive Studien durchzuführen. Die vorgeschlagenen Lösungen werden, davon bin ich überzeugt, die konkreten Errungenschaften beschleunigen, die für eine verantwortungsvolle Welt unerlässlich sind.

Haben unsere Mitglieder die Möglichkeit, sich am Innovationsprozess zu beteiligen?

Heute ist alles offen: Wie bereits erklärt, ist es ein Prozess der «Co-Kreation», welcher sich auf ein diversifiziertes Panel stützt, das für andere Teilnehmer geöffnet werden kann – sei es innerhalb unserer Mitglieder, aber auch in der Gesellschaft im Allgemeinen. Diese organisatorischen Elemente werden während des Kick-Offs des Beirats entschieden; es muss die richtige Balance zwischen einer möglichst breiten Repräsentation und dem Verlust der Kontrolle über den Prozess gefunden werden.

Pierre Epars

Pierre Epars ist Bauingenieur, seit 2018 CEO von BG Ingénieurs Conseils SA und Initiator von rethink_ing

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