Revival der Utopie
Unser Zeitalter steht für technische und gesellschaftliche Fortschritte. Gleichzeitig realisieren wir: Der Traum vom unendlichen Wachstum mit seiner Logik der vergangenen 70 Jahre ist zu Ende. Bei der neuen Geschichtsschreibung spielen IngenieurInnen eine Schlüsselrolle, dafür holen sie das utopische Denken zurück. INSEAD-Professor Marc Le Menestrel meint (2019): «Die Vorstellung einer idealen Welt ist ein wirkungsvolles Instrument zur Steigerung der Proaktivität und zur Förderung des organisatorischen Wandels.»
Die Analyse bedeutender ZeitgenossInnen ist schonungslos. Hartmut Rosa (2022) bringt das Gefühl der multiplen Herausforderungen auf den Punkt: «Die Zukunft ist gerade nicht zu sehen.» Ohne die Vorstellung eines Miteinanders mit neuen Erzählungen ist es schwierig, ins sinnvolle Handeln zu kommen. Ausdruck einer Orientierungslosigkeit ist, dass das visionäre Denken meist darauf ausgerichtet ist, wie wir Dinge um Prozentpunkte optimieren oder Kohlenstoffemissionen verringern (Rutger Bregman, 2017). Die Fortschritts-Narrative der Tech-Welt und die Komplexität der (Finanz-)Märkte haben unsere Gedankenwelt und unsere Demokratien im Würgegriff.