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Vertrauen hilft – gerade in ungewissen (Corona-)Zeiten

Bildung Nachhaltigkeit Unternehmen Wirtschaft Donnerstag, 28. Januar 2021

Kürzlich nahm ich an einer Sitzung teil, in der auch über die Erfahrungen während des Lockdowns diskutiert wurde. Als es einleitend um IT, Sicherheit, neue Technologien und BAG-Vorgaben ging, war schnell klar: Fast alle kochen mit Wasser und meist noch sehr ähnliche Menus. Bei der Diskussion rund um Führung war dann rasch nicht mehr alles ähnlich oder gar gleich. Und als die Aussage «Homeoffice war nötig und wir waren unsicher, ob es funktionieren wird, aber (!) das Vertrauen in die Mitarbeitenden hat sich bewährt» fiel, hallte der zweite Teil des Satzes noch lange in mir nach. Er hat mich irritiert, aber auch angeregt, über mein Verhältnis zum Vertrauen nachzudenken.

Vertrauen ist und bleibt die Grundlage des sozialen Zusammenhalts. Der Soziologe Georg Simmel bezeichnet Vertrauen als den Zustand zwischen Wissen und Nichtwissen. Oder etwas pointierter: Vertrauen beginnt mit dem Nichtwissen. Bei uns allen ist das Feld des Nichtwissens grösser als jenes des Wissens. Wenn wir also nicht in Schockstarre stehen bleiben wollen, bleibt uns nichts anderes übrig, als zu vertrauen. Vertrauen hat eine sehr nützliche Seite: Häufig ersetzt Vertrauen die Auseinandersetzung mit allen denkbaren Optionen. Ich gebe die Entscheide in andere Hände. Die Rolle des Bergführers und der Bergführerin zeigt dies sehr anschaulich. Vertrauen ist keine einseitige Handlung, sondern ein gegenseitiges Aushandeln. Vertrauen ist immer ein Geben und Nehmen und untrennbar mit Verlässlichkeit und Verbindlichkeit verknüpft.

In jedem zweiten Seminar wird gelehrt, dass wir uns in der Vuca-Welt* rascher zurechtfinden, wenn wir auf Vertrauen bauen. Mit Corona ist nun die bisher schwer fassbare Vuca-Welt ganz plötzlich zur Realität für alle geworden. Es ist bekannt, dass wir schneller bereit sind zu vertrauen, wenn wir stark voneinander abhängig und unter Druck sind, es fehlt schlicht die Zeit für lange und teure Vertrauensbildungsprozesse. Das hat uns in dieser Krise geholfen. Aber wie stabil und ehrlich ist Vertrauen, das durch Zwang von aussen beziehungsweise die Unmöglichkeit zu kontrollieren entstanden ist?

Wir bewegen uns langsam aber sicher in Richtung einer hybriden Arbeitswelt. Zusammenarbeit vor Ort mit Kolleginnen und Kollegen und Homeoffice ergänzen sich sinnvoll. Welche Learnings für die hybride Zukunft ziehen wir aus der Corona-Krise? Wir sind gut beraten, angesichts steigender Ungewissheit und Unsicherheit noch vertrauensbasierter zu handeln. Mit Normen, detaillierten Vorgaben und so weiter sind wir zurückhaltend, da sie für die Entfaltung von Kreativität, Innovation und Flexibilität hinderlich sind. Und das Schöne daran: Ist Vertrauen vorhanden, besteht eine geringe Notwendigkeit für Kontrolle.

Ich wünsche uns allen mehr Vertrauen ins Vertrauen und ein gesundes neues Jahr.

*Vuca

Das Akronym Vuca steht für volatility, uncertainty, complexity und ambiguity, also für Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit.

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