Flexible Arbeitsmodelle als wirksames Rezept gegen den steigenden Ingenieurmangel in der Schweiz
Medienmitteilung, Freitag, 8. September 2023Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative wird Druck auf den Ingenieurmarkt weiter erhöhen.
JKK Consulting-Studie im Auftrag der usic untersucht flexible Arbeitsmodelle im schweizerischen Ingenieurwesen und zeigt innovative Wege auf – Einsatz flexibler Arbeitsmodelle stösst auf reges Interesse bei den Arbeitnehmenden.
Bern, 23. Juni 2014 – Die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative dürfte auch auf dem Arbeitsmarkt für Ingenieurinnen und Ingenieure zusätzliche Herausforderungen mit sich bringen. Die usic als Vereinigung bedeutender Arbeitgeber im Ingenieurwesen ist entsprechend besorgt, denn viele der Mitgliedsunternehmen sind nur dank hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem nahen Ausland in der Lage, Bau- und Planungsprojekte zeitgerecht und richtig umzusetzen. Dies betrifft in diesem Berufszweig insbesondere auch zahlreiche Grossprojekte von nationaler Bedeutung wie zum Beispiel den NEAT-Bau oder den Ausbau und Erhalt des Schweizer Autobahnnetzes. Eine von der usic in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass die Attraktivität des Ingenieurberufes auf dem heimischen Arbeitsmarkt dank dem Einsatz von flexiblen Arbeitsmodellen erhöht werden kann.
Die von der usic in Auftrag gegebene Studie erhält vor dem politischen Hintergrund zusätzliche Aktualität. Die Studie geht davon aus, dass flexible Laufbahnentwicklungen und moderne Formen der Arbeitszeit Elemente einer nachhaltigen Personalpolitik bilden und damit in der Lage sind, den Ingenieurberuf zusätzlich attraktiv zu machen. „Die Förderung des heimischen Nachwuchses hat hohe Priorität, sowohl für die Mitgliedsunternehmen der usic wie auch den Verband selbst“, erklärt Mario Marti, usic-Geschäftsführer.
Flexible Arbeitsmodelle sind im Ingenieurwesen besonders geeignet
„Die Studie erbringt den Nachweis, dass flexible Arbeitsmodelle und Teilzeitstellen im Ingenieurberuf sowohl für den Arbeitnehmenden wie den Arbeitgebenden Vorteile bieten“, erklärt Mario Marti. Besonders wichtig sei dies vor dem Hintergrund der Förderung des Frauenanteils im Ingenieurberuf. Mindestens gleich wichtig sei es zudem, auch den Männern Teilzeit zu ermöglichen, zum Beispiel, wenn sie die Betreuung ihrer Kinder mit der Partnerin teilen möchten. „Die Studie zeigt, dass die beratenden Ingenieurunternehmen besonders geeignet sind, flexible Arbeitsmodelle noch mehr anzuwenden.“ Denn eines ist klar: Der Berufsnachwuchs setzt in vielen Fällen andere Schwergewichte als die ältere Generation der Ingenieurinnen und Ingenieure. Mario Marti kommentiert: „Die Work-Life-Balance hat in unseren Berufsgruppen einen hohen Stellenwert erhalten, ebenso wie der Wunsch, auch mit reduziertem Arbeitspensum Führungsverantwortung übernehmen zu können.“
Praxisblick zeigt wesentliche Bestandteile, welche flexible Arbeitsmodelle erfolgreich machen
Das Hauptprojekt der Studie – die Erfassung konkreter Erfahrungen mit flexiblen Arbeitsmodellen bei ausgewählten Mitgliedsunternehmen der usic sowie einem externen Unternehmen – zeigt auf der Basis von qualitativen Interviews mehrere positive Fallbeispiele, aus denen die Studienverfasser Empfehlungen für die Mitgliedsunternehmen und die Verbandsarbeit ableiten.
Die Studie nennt konkrete Elemente, welche bei der Umsetzung von flexiblen Arbeitsmodellen für das Gelingen vorausgesetzt werden:
- Projektbezogene Stundenerfassung und Jahresarbeitszeit, wie in der Ingenieurbranche bereits standardmässig angewendet.
- Ein regelmässiger Rhythmus mit festen Arbeitsblöcken und Fixpunkten wie Sitzungszeiten sind trotz flexibler Arbeitsmodelle hilfreich.
- Persönliche Kompetenzen wie Selbstständigkeit, Zuverlässigkeit und geistige Flexibilität nennt die Studie als erforderlich für die Umsetzung.
- Voraussetzung sind ebenfalls eine zweckmässige Organisation, eine solide Planung sowie ein transparenter Informationsfluss zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden.
- Weitere Bedingungen für den Erfolg von flexiblen Arbeitsmodellen sind eine funktionierende Stellvertretungsregelung, der Zusammenhalt im Team und die gegenseitige Unterstützung in den Projekten.
In die Untersuchung einbezogen wurden das Beispiel einer Projektleiterin Bauherrenunterstützung bei IUB Engineering AG, Wald (ZH) mit einem Pensum von 60% im Home Office. Weitere Beispiele sind ein Co-Direktor und Leiter Sicherheit bei Ecoservices SA in Carouge oder die Fachbereichsleiterin Verkehr und Raum bei Basler & Hofmann AG, Zürich. Beide arbeiten in einem 80%-Pensum. Die Leiterin Lärmschutz und Mitglied der Geschäftsleitung bei Prona AG in Biel stellt 60% ihrer Arbeitszeit dem Unternehmen zur Verfügung und ist dennoch in der Lage, die Führungsverantwortung voll wahrzunehmen. Gleiches gilt für eine Projektleiterin und örtliche Bauleiterin Wasserbau und Naturgefahren bei Emch+Berger in Spiez, welche zu 70% arbeitet. Die Studie beleuchtet auch das Modell des Jobsharings am Beispiel einer Co-Leiterin im Bereich Geodatenabgabe und analoge Sammlungen im Bundesamt für Landestopografie. Dieses Kadermitglied arbeitet zu 70%. Auch die Weiterführung einer akademischen Lehrtätigkeit mit Verantwortung in einem Ingenieurunternehmen ist ein Model, welches sich bei usic-Unternehmen bereits heute finden lässt. Die Studie zeigt dies am Beispiel eines Sachbearbeiters Geotechnik, der neben seinem 50%-Pensum bei Dr. Vollenweider AG auch als Dozent an einer Fachhochschule zu 50% tätig ist.
Hinweis an die Redaktion: Die Kurzfassung der Studie liegt dieser Medieninformation bei. Die vollständige Studie kann bei der Geschäftsstelle der usic auf Anfrage bezogen werden: usic@usic.ch / Tel. 031 970 08 88