Trotz Masseneinwanderungsinitiative: Baunahe Ingenieur- und Planungsbranche ist auf Zuwanderung von mindestens 800 Fachkräften pro Jahr angewiesen
Medienmitteilung, Freitag, 8. September 2023Mitgliederbefragung bei den Beratenden Ingenieuren in der Schweiz weist jährlichen Zusatzbedarf von hochgerechnet 4‘000 Ingenieurinnen und Ingenieuren nach – usic schätzt Bedarf an ausländischen Fachkräften für Schweizer baunahe Ingenieur- und Planungsbranche auf mindestens 800 pro Jahr
Bern, 12. Mai 2014 – Die usic-Arbeitgeberumfrage ist an Deutlichkeit nicht zu übertreffen: Der baunahe Ingenieur- und Planungsbereich in der Schweiz wächst auch in den nächsten fünf Jahren markant. Gestützt auf die aktuelle, repräsentative Mitgliederbefragung geht die usic davon aus, dass in der Schweiz ein jährlicher Bedarf von rund 4‘000 zusätzlichen Ingenieurinnen und Ingenieuren besteht. Bei einem gleichbleibenden Ausländeranteil von rund 20% (Mittelwert für die ganze Schweiz und die Branche) bedingt die Deckung dieses Bedarfs jährlich eine Zuwanderung von mindestens 800 Personen aus dem Ausland. In den grenznahen Regionen Genf-Lausanne, Basel und Tessin ist die Lage noch bedrohlicher. Hier stammen bis zu 40% der Fachkräfte aus dem Ausland. Die usic fordert Bundesrat und Parlament auf, bei der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative Augenmass zu halten und das Bedürfnis der Bau- und Planungsbranche ernst zu nehmen.
„Der Ingenieurmangel in der Schweiz ist nach wie vor eine grosse Herausforderung für die Bau- und Planungsbranche. Es darf nicht sein, dass eine falsche Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative unsere Branche ganz einfach abwürgt“, erklärt Heinz Marti, usic-Präsident. „Die usicUnternehmen stellen die Planungsfachleute für Ausbau, Erneuerung und Unterhalt unserer Infrastruktur und leisten damit einen wichtigen Beitrag für ein nachhaltiges Funktionieren unserer Wirtschaft und Gesellschaft.“ Insbesondere im öffentlichen Bauwesen mit den Grossprojekten für Strasse und Schiene seien die Mitgliedsunternehmen der usic sehr langfristige, vertragliche Verpflichtungen eingegangen. Diese Verpflichtungen können nur eingehalten werden, wenn genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen.
2 Milliarden-Branche mit grosser Bedeutung für die Qualität der Schweizer Infrastruktur
Die usic vertritt über 430 Ingenieur- und Planungsunternehmen in der ganzen Schweiz mit insgesamt rund 14‘000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Heinz Marti kommentiert: „Unsere Mitgliedsunternehmungen erwirtschaften jährlich einen Bruttoumsatz von rund zwei Milliarden Franken. Die Arbeitgeberumfrage zeigt deutlich, wie sehr unsere Branche auf den Zufluss ausländischer Fachkräfte angewiesen ist. Wir hoffen, dass dies auch Bundesbern zur Kenntnis nimmt. Sonst schadet der Bund nicht nur unserer Branche, sondern der ganzen Schweiz. Und dies war sicherlich nicht die Absicht der Initianten der Masseneinwanderungsinitiative."
Umfrage untersucht Ingenieurbedarf 2014 - 2019
Die usic-Umfrage wurde im März und April durchgeführt und richtete sich an die Mitgliedsunternehmen des Schweizerischen Verbands. Die usic-Mitgliedsunternehmen beschäftigen in der Schweiz aktuell ungefähr 14‘000 Mitarbeitende, wovon 20.5% (rund 2‘900 Mitarbeitende) keinen Schweizer Pass besitzen. Von diesen 2‘900 ausländischen Fachkräften stammen wiederum rund 90% (ungefähr 2‘600 Mitarbeitende) aus dem EU-Raum.
Von den rund 2‘900 ausländischen Arbeitskräften sind ungefähr 67% in der Schweiz wohnhaft und 33% im nahen Ausland (Grenzgänger).
Jährliches Mitarbeiterwachstum von über 6% bei 20% Ausländeranteil
Die durchschnittliche jährliche Fluktuationsrate der usic-Mitgliedsunternehmen liegt bei 8.66%. Dies bedeutet, dass die usic-Unternehmen bis 2019 im Schnitt rund 1‘400 Personen pro Jahr ersetzen müssen. Das Wachstum der Mitarbeiterzahlen in den usic-Mitgliedsunternehmen belief sich in der Zeit von 2011 - 2014 auf durchschnittlich 6.3% pro Jahr.
Beschränkung der Zuwanderung verschärft das Problem des Fachkräftemangels
Unter der Annahme, dass die Fluktuation zur Hälfte zu Lasten der Branche geht (Wechsel der Mitarbeitenden in andere Branchen, Pensionierungen etc.), ergibt sich aufgrund des wachsenden Bedarfs (+6.3%) und des Ausgleichs der (verbleibenden) Fluktuation (+4.3%) ein jährlicher Bedarf an neuen Fachkräften in Ingenieur- und Planungsbüros von gut 10%. Dies entspricht bei den usicMitgliedsunternehmen bis 2019 einem durchschnittlichen jährlichen Bedarf von gut 1‘600 Personen. Davon ausgehend, dass die usic-Mitgliedsunternehmen rund 40% des schweizweiten Ingenieur- und Planungsmarktes (ohne Architektur) abdecken, beläuft sich der hochgerechnete jährliche Bedarf auf rund 4‘000 Personen. Bei einem gleichbleibenden Ausländeranteil (rund 20%) bedingt die Deckung dieses Bedarfs somit eine Zuwanderung von Fachkräften im baunahen Ingenieur- und Planungsbereich von durchschnittlich mindestens 800 Personen pro Jahr.
Medienkontakte
Dr. Mario Marti, Geschäftsführer usic, Tel. 031 970 08 88, mario.marti@usic.ch