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Mit der Schwammstadt gegen Naturgefahren

Umwelt Naturgefahren Nachhaltigkeit Biodiversität Klima Resilienz Montag, 15. Mai 2023

Der Klimawandel verursacht immer mehr extreme Wetterereignisse. Gefährliche Hitzewellen, Überschwemmungen durch Starkregen und Stürme nehmen zu. Das ist besonders für Städte und ihre Bewohnerinnen und Bewohner ein grosses Problem. Versiegelte Flächen sorgen für Hitzestau und Regen kann nicht absickern. Ingenieurinnen und Ingenieure wie Sora Padrutt kennen die Lösung: Siedlungsgebiete, die wie Schwämme funktionieren.

In der ganzen Schweiz ist es deutlich wärmer als früher. In Bodennähe ganze 2 Grad Celsius plus als vor 150 Jahren. Die Temperatur steigt hierzulande stärker als im globalen Schnitt. Zudem kommt es häufiger und intensiver zu Starkniederschlägen. Mit gravierenden Folgen.

«Eine sinnvolle Oberflächengestaltung und ein gutes Abwassermanagement kann Hitze mindern und die Kanalisation entlasten.» So Ingenieurin Sora Padrutt. zvg HOLINGER AG


Schäden in Milliardenhöhe verhindern

Die Auswirkungen des Klimawandels verursachen massive Schäden in Milliardenhöhe. Darum müssen sich Städte und Siedlungen wappnen, um Menschen zu schützen und das Risiko von Sach- und Infrastrukturschäden zu verringern.

Ingenieurinnen und Ingenieure haben Lösungsansätze entwickelt, die hier helfen. So zum Beispiel die Schwammstadt. Sie zeichnet sich durch eine ganzheitliche Regenwasser-Bewirtschaftung aus. Dazu gehören begrünte Dächer und Fassaden, Feuchtgebiete, Teiche, Entwässerungsgraben und naturnahe Grün- und Freiraumflächen. Regenwasser wird hier lokal aufgenommen und gespeichert, anstatt es lediglich zu kanalisieren und abzuleiten – die Stadt als Schwamm.

Schwammstädte gegen Hitze und Flut

Zentral für Schwammstädte ist die «Entsiegelung» von Oberflächen. Weniger Asphalt, Beton usw. Schammstädte werden bereits in Kopenhagen, Berlin und in weiteren Städten umgesetzt. So auch in St. Gallen und Zürich. Sora Padrutt, Ingenieurin und Geschäftsbereichsleiterin für Siedlungsentwässerung und Energie bei der HOLINGER AG, ist massgeblich an den Projekten beispielsweise in Zürich und St. Gallen beteiligt. Die Expertin erklärt: «Eine sinnvolle Oberflächengestaltung und ein gutes Abwassermanagement kann Hitze mindern und die Kanalisation – mengen- und kostenmässig – entlasten.» Bei Bauprojekten, Strassen und Plätzen in Siedlungsgebieten ist es darum wichtig, dies immer zu berücksichtigen. Das geschieht in der Schweiz oft noch zu wenig. «Es braucht förderliche politische Rahmenbedingungen für Schwammstadt-Massnahmen. Plus Mut und Vertrauen, innovative Lösungen auszuprobieren und daraus zu lernen», so Padrutt.

Fassadenbegrünung: Atmende Wände statt eintönige Häuserschluchten. zvg HOLINGER AG

«Es braucht förderliche politische Rahmenbedingungen für Schwammstadt-Massnahmen»

Back to nature

Durch die Umsetzung von Schammstädten fliesst Wasser wieder in den natürlichen, lokalen Wasserkreislauf. Es versickert, statt Rohre zu fluten und Liegenschaften oder Gewässer zu überschwemmen. Das hilft, Schäden und hohe Kosten zu vermeiden, und schont Ressourcen der Abwassersysteme. Oder das Wasser verdunstet und kühlt damit die Luft ab. Das reduziert Hitze und Dürre, erhöht die Biodiversität und macht urbane Freiräume für den Menschen attraktiver und lebenswerter. Schwammstadt-Massnahmen fördern auch die Bildung von neuem Grundwasser. «Das ist wegen temporärem Wassermangel, mit dem wir uns je länger je mehr auseinandersetzen müssen, essenziell», betont Padrutt. Die Ingenieurin berichtet motiviert und begeistert von ihrem Arbeitsalltag. «Ich kann täglich mit spannenden, neuen Denkansätzen zur Mitgestaltung unserer Lebensräume und zum Umgang mit Regenwasser beitragen. Und dass der Frauenanteil in meiner Branche zunimmt finde ich auch toll!»

Grüne Inseln auf grauen Strassen. zvg HOLINGER AG


Es ginge noch mehr…

Sora Padrutt ist überzeugt von der Notwendigkeit innovativer Ansätze aus der Ingenieur-Branche, um wirksamen Klimaschutz umzusetzen. «Wir Ingenieurinnen und Ingenieure planen und bauen unsere Umwelt und die ganze Infrastruktur für einen langen Zeithorizont. Dazu benötigen wir Anwendungsmöglichkeiten für innovative Ansätze und Denkweisen.» Auftraggeber, Bauherrschaft oder Investoren brauchen aber auch den Mut und die finanziellen Fördermittel, um innovative Lösungen anzuwenden. Mit dem neuen Klimaschutzgesetz könnten genau solche neuartige Projekte ganzheitlich begünstig und durchgeführt werden.


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