«Unsere Seen sind riesige Energieträger für 2 Millionen Schweizerinnen und Schweizer»
Eine verschlafene Ente dreht ihre Kreise auf dem Zürisee. Ein erster Badegast sucht die Morgensonne im Seebad. Niemand sieht oder hört, dass nur 300 Meter weiter im See, in 20 bis 40 Metern Tiefe, gerade sehr viel thermische Energie produziert wird. Für ein ganzes Quartier. Seeenergie hat in der Schweiz das Potenzial, stabile Wärme- und Kühlenergie für bis zu 2 Millionen Menschen zu liefern.
Die Nutzung des Seewassers ist «ökologisch unbedenklich, die Energie wird regional produziert und innerhalb des Energieverbunds verbraucht», erklärt CEO des Ingenieur-Unternehmens suisseplan Thomas Schneebeli. Der diplomierte Bauingenieur ist massgeblich am Projekt «Seewasserverbund Seefeld» mitten in Zürich beteiligt. Er engagiert sich als Ingenieur, um eine nachhaltige Zukunft zu planen und zu realisieren.
Energie für bis zu 2 Millionen Menschen
Unsere
Schweizer Flüsse und die rund 1500 Seen in der Schweiz bieten ein
grosses Potenzial als Quelle für Wärme und Kälte. Sie sind die
Energielieferanten der Zukunft. Sie sind ein Reservoir für die
Versorgung von Haushalten und Unternehmen mit Energie: warme Heizungen
im Winter und Kühlung in der Sommerhitze.
Unsichtbar und geräuschlos Energie gewinnen
In
den Tiefen der Seen wird Wasser zu einem Wärmetauscher in Richtung Ufer
gepumpt. Das Seewasser wird nicht direkt in die Haushalte geführt,
sondern es erhitzt oder kühlt das Trinkwasser in einem abgetrennten
Rohrsystem. Je nachdem, ob wir in den Häusern und Büros gerade Wärme
oder Kühlung brauchen. Diese Abtrennung ist wichtig. So bleibt das
Wasser unverschmutzt und der Lebensraum See unbeschädigt. «Das Ökosystem
darf durch die Seewasser-Fassung nicht beeinträchtigt werden.» Dazu
braucht es Umweltauflagen und es werden wissenschaftliche Gutachten
erstellt. Am Ende des Kreislaufs wird das Wasser sauber und drei Grad
kälter als vor Energieentnahme wieder zurück in den See geleitet.
«Wir können in unserem Beruf viel bewegen und die Zukunft mitgestalten, in der wir leben wollen.»
Eine erneuerbare Energieproduktion, ohne dass jemand davon Notiz nimmt. «Die Pumpstation gleich beim beliebten Badeort an der Klausstrasse im Seefeld in Zürich zeigt: Seeenergie ist kaum erkennbar – selbst wenn man beim Sünnele fast darauf liegt», sagt Thomas Schneebeli.
Ingenieurie liefert Lösungen für Klimaschutz
Ingenieurinnen
und Ingenieure spielen mit ihrer Expertise für komplexe Projekte wie im
Seefeld eine zentrale Rolle. Und diese Projekte sind wichtig für den
Kampf gegen die Klimakrise. «Wir müssen künftig an das Ganze denken und keine Einzellösungen planen»,
sagt Thomas Schneebeli. Seine Neugier treibt ihn an. Er glaubt daran,
dass sich im Leben immer auch unerwartete Chancen ergeben.
Ingenieurinnen und Ingenieure haben heute innovative Gesamtkonzepte, die
das Ziel Netto-Null bei CO2-Emissionen umsetzbar machen.
«Von Montag bis Freitag arbeiten wir daran, die Auswirkungen des Klimawandels zu bekämpfen», betont Thomas Schneebeli. Er freut sich, dass die junge Generation viele engagierte und kreative junge Leute in die Branche bringen kann. «Wir können in unserem Beruf viel bewegen und die Zukunft mitgestalten, in der wir leben wollen.» Manchmal müssten wir nur auf politischer Ebene mehr Mut beweisen. Wir müssen die schlummernden Potenziale aufwecken und den Sprung ins kalte Wasser wagen. Die Expertinnen und Experten stehen bereit, damit wir danach nicht frieren.
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